Samstag, 31. Dezember 2016

MEINE FOODBLOG-BILANZ 2016

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Sabine Schlimm ("Schmeckt nach mehr") hat vor einiger Zeit eine alljährliche Foodblogbilanz ins Leben gerufen. 

Bereits im letzten Dezember hatte ich mitmachen wollen, es dann aber doch nicht mehr rechtzeitig zum Jahresende geschafft.  

Dieses Jahr bekomme ich es gerade noch hin, Sabines Fragen zu beantworten - hier in den USA dauert es nämlich noch ein paar Stunden bis zum mitternächtlichen Korkenknall und Feuerwerk. 

Meine Backstation mit vielen Mehlsorten
 
1. Was war 2016 dein erfolgreichster Blogartikel?
 
2016 habe ich leider nur elf Artikel gepostet, daher möchte ich mich nicht nur auf dieses - etwas unproduktive - letzte Jahr beschränken. 

Der mit schöner Regelnässigkeit am häufigsten angeklickte Blogpost ist meine Mehltypen-"Übersetzung.

Hier kann der Leser die passende amerikanische Mehlsorte für deutsche (und europäische) Mehltypen finden - und umgekehrt. 

Wer gern amerikanische Rezepte ausprobieren möchte, kann nämlich unliebsame Überraschungen erleben, wenn er die Unterschiede nicht kennt.


 2. Welche drei deiner eigenen Blogartikel aus diesem Jahr haben dir persönlich am meisten bedeutet?

Glutenfreie Brötchen-Sonne mit Hafer, Buchweizen, Teff oder Haselnüssen:
Für gluten-intolerante Freunde hatte ich schon öfters mal GF-Brote ausprobiert, mit eher unterwältigendem Resultat.

Die Brötchen aus dem GF-Kochbuch von
America's Test Kitchen schmeckten nicht nur, sie sahen auch wirklich so aus wie richtiges Brot. Mir fehlte allerdings eine gewisse Herzhaftigkeit, daher habe ich mit verschiedenen GF-Mehl- und Nusszugaben experimentiert - mit gutem Erfolg.

Roggen-Plunderteig - eine Offenbarung!

Schwäbisches Roggenblümle aus Roggen-Plunderteig:
Mein Freund Stanley Ginsberg hat gerade The Rye Baker, das erste Roggenbrotbackbuch in den USA veröffentlicht. Darin fand ich zu meiner Überraschung Plundergebäck aus Roggenteig - ich hatte bis dato keine Ahnung, dass so etwas überhaupt existiert.

Die mit Schinken und Käse gefüllten Schnecken waren backtechnisch eine gewisse Herausforderung - aber geschmacklich eine richtige Offenbarung!


Bourbon Pecan Praline Pie - ein köstliches Gebäck mit Nüssen und Whiskey:
Eine unserer Lieblings-Pies, und in meinen Augen die beste Verwendungsmöglichkeit für Whiskey. Ich backe sie meistens im Winter, wenn der Mensch dringend Comfort-Food benötigt.

Bourbon Pecan Praline Pie

3. Und welche drei aus anderen Blogs haben dich am meisten inspiriert?

Einzelne Blogartikel kann ich hier nicht nennen, aber von den Blogs, die ich regelmässig lese, habe ich mich letztes Jahr ganz besonders über David Lebovitz' umwerfend komische Erfahrungen in Paris und anderswo amüsiert.

Sehr unterhaltsam fand ich auch Kochpoetin Eva's humorvolle Beschreibungen gemeinsamen ehelichen Kochens, sowie Anna Antonia's Herzensangelegenheiten (inklusive Hörgenuss).


4. Welches der Rezepte, die du 2016 veröffentlicht hast, hast du selbst am häufigsten gekocht – und warum?

Cranberry Walnut Muffins. Die sind nämlich die Lieblingsmuffins meines Mannes, Cranberries wachsen ja bei uns in Maine reichlich, und sie sind auch (frisch oder gefroren) das ganze Jahr erhältlich. Das Originalrezept stammt zudem von einem unserer Lieblingscafes in Bar Harbor, 2 Cats Cafe.


Cranberry Walnut Muffins isst mein Mann besonders gern

5. Welches Koch- oder Blog-Problem hat dich 2016 beschäftigt? Und hast du es gelöst?

Ich arbeite daran, meinen Umgang mit Brotteigen mit hohem Wassergehalt zu verbessern, und backe mich so allmählich durch Chad Robertson's "Tartine No. 3" hindurch. Mittlerweile gelingt es mir schon recht gut, wabbelige Teige in Form zu bringen, ohne dass sie unrettbar im Gärkörbchen kleben bleiben oder zu Flundern auseinanderlaufen.

6. Was war deine größte kulinarische Neuentdeckung dieses Jahres – welches Lebensmittel, welches Rezept, welche Küchentechnik, welcher Geschmack hat dir eine völlig neue Welt eröffnet? 

Grösste kulinarische Neuentdeckung? Das wäre wohl etwas übertrieben. Es hat mir aber Spass gemacht, Dulce de Leche, spanischen Milchkaramell, die Basis für viele Desserts, selbst herzustellen und dann damit zu backen. Leider bin ich bisher noch nicht dazu gekommen, den leckeren Dulce de Leche Cheesecake mit Kahlua auch zu posten. 

Dulce de Leche Cheesecake mit Kahlua

7. Was war der beste (oder lustigste) Suchbegriff, über den Besucher auf dein Blog gekommen sind? 

Ganz prosaisch: am häufigsten wird nach dem "Allzweck-Mehl-Typ" gesucht.

Das lustigste oder sonderbarste Erlebnis mit Suchbegriffen hatte ich aber mit meinen Mexikanischen Conchas. Die schienen sich besonders in Russland immenser Popularität zu erfreuen, und wurden immer wieder angeklickt.



Mexikanische Muschel-Brötchen

Irgendwann schwante mir, dass diese russischen Fans ja vielleicht gar nicht auf der Suche nach unschuldigen, muschelförmigen Brötchen wären. Ich fragte eine russische Facebook-Freundin, die mich prompt lachend aufklärte, dass dieser Begriff auf Russisch ein Slangwort für etwas gaaaanz Anderes sei..... 


8. Was wünschst du dir und deinem Blog für 2017?

Das ich es 2017 endlich wieder schaffe, regelmässiger und häufiger zu posten. 

Winter auf Mount Desert Island, Maine - Blick über Somes Sound


Samstag, 17. Dezember 2016

BOURBON PECAN PRALINE PIE - KÖSTLICHES GEBÄCK MIT NÜSSEN UND WHISKEY






Obwohl ich die (erzkonservative) Politik dort völlig unverdaulich finde, schmecken mir Gerichte aus dem Süden der USA sehr gut.

Ein klassisches Beispiel ist die Bourbon-Pecan-Pie, in der zwei typische Südstaaten-Zutaten, Bourbon Whiskey und Pekannüsse, eine überaus köstliche Verbindung eingegangen sind. 

Die Ursprünge der Pie liegen im Dunkeln, fest steht nur, dass das älteste (gedruckte) Rezept von 1886 stammt, und dass die delikate Nuss bei Algonquin-Indianern "Pakani" heisst.

Ahornsirup, Bourbon Whiskey und Pecans

Es gibt viele Rezepte für Bourbon-Pecan-Pies, auch mit Schokolade. Selbst wenn ich ein grosser Schokoladenfan bin - Pecans haben ein so feines Aroma, dass ich sie nicht durch eine kräftige Geschmacksnote übertönen möchte.

In dieser Version von America's Test Kitchen wird die Pie besonders lecker durch eine knusprige Praline-Schicht auf der weichen Füllung. Anstatt des oft verwendeten (billigen) Maissirups ist sie mit naturreinem Ahornsirup und braunem Rohrzucker gesüsst.

Durch die Mischung von Wasser mit Wodka hält der Teig besser zusammen, wird aber nicht zäh, weil Alkohol (anders als Wasser) nicht die Glutenbildung fördert. Keine Sorge, man schmeckt ihn nach dem Backen nicht.

Der Teig darf nie zu warm werden, damit die Butter nicht schmilzt, muss er zwischendurch immer wieder in den Kühlschrank. Bitte keine Perfektion bei der Bearbeitung anstreben, er wird anfangs nicht glatt sein, sondern eine lästige Tendenz zum Krümeln haben!

Mit Vanilleeis schmeckt Bourbon Pecan Praline Pie besonders gut!

BOURBON PECAN PRALINE PIE (adaptiert von Cook's Illustrated)

Boden
177 g Mehl
10 g brauner Rohrzucker*)
1 Msp. Salz
113 g eiskalte Butter, grob geraffelt
3 EL eiskaltes Wasser, vermischt mit
2 EL eiskaltem Wodka

Füllung
113 g Butter
85 g brauner Rohrzucker*)
1 Msp. Salz
3 Eier Kl. M
165 g Ahornsirup
1 EL Vanilleextrakt
4 EL Bourbon Whiskey
210 g Pekannüsse, angeröstet und in kleine Stücke gebrochen

*) dunkelbraunen Rohrzucker selbst herstellen: 200 g weissen Zucker + 18 g Melasse vermischen 

Die eiskalte Butter wird grob geraffelt

Boden:
Mehl, Zucker und Salz im Food Processor kurz vermischen. Butterstücke dazugeben und so lange pulsieren, bis das Mischung wie grober Sand aussieht. In eine Schüssel umfüllen.

Die Teigmischung soll wie grober Sand aussehen

Eiskalte Wasser-Wodka-Mischung über die Mehlmischung giessen. Mit einem Plastikspatel die Masse so lange gegen die Schüsselwand drücken, bis der Teig so einigermassen zusammenhält (Achtung: zu intensive Bearbeitung macht den Teig zäh - er wird etwas krümelig bleiben.)

Teig mit dem Spatel zusammenpressen

Teig auf ein grosses Stück Plastikfolie ausleeren und mit Hilfe der Folie zu einer flachen Scheibe zusammendrücken, dann einwickeln und mindestens 30 Minuten lang in den Kühlschrank legen (bis zu 2 Tagen).

In Plastik eingewickelt wandert die Teigplatte in den Kühlschrank

(Wenn der Teig sehr kalt ist, 10-20 Minuten vor Gebrauch herausnehmen, damit er sich bearbeiten lässt, aber trotzdem noch kühl genug ist).

Teig auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche zu einer Platte von 30 cm Durchmesser ausrollen. Auf eine 23-cm ø Pieform legen (am besten Pyrex). Sanft, ohne ihn zu dehnen, Teig in die Form drücken.

Rand mit den Fingern zu einer dekorativen Zickzackkante drücken (wie hier zu sehen), oder einfach mit einer Gabel ein Muster einpressen. Erst 40 Minuten lang in den Kühlschrank stellen, dann weitere 20 Minuten ins Gefrierfach.

Trockenbohnen oder Erbsen verhindern, dass der Boden Blasen wirft

Ofen auf 190ºC vorheizen. Ein grosses Stück Alufolie so auf den Pieboden legen, dass sie über die Ränder hängt. Mit Trockenbohnen oder Erbsen (zum Blindbacken) füllen.

Piekruste in der Ofenmitte 20 - 25 Minuten lang blindbacken, bis der Teig unter der Folie abgetrocknet ist.

Folie und Trockenbohnen entfernen, und den Boden noch 10 - 15 Minuten lang weiterbacken, bis er fest und leicht gebräunt ist. Aus dem Ofen nehmen und beiseite stellen.

Vorgebackene Piekruste

Füllung:
Ofentemperatur auf 135ºC reduzieren. (Falls der Pieboden bereits sehr abgekühlt ist, zum Warmwerden wieder mithineinstellen).

Butter, braunen Zucker und Salz in einen mittelgrossen Topf geben und bei mittlerer Hitze erwärmen bis der Zucker geschmolzen und die Butter absorbiert ist (ca. 2 Minuten - nicht zu heiss werden lassen, sonst gerinnen die Eier!).

Butter, braunen Zucker und Salz schmelzen lassen

Topf von der Herdplatte nehmen, Eier einzeln mit dem Schneebesen hineinschlagen, dann den Ahornsirup, Vanille und Whiskey unterrühren. Zurück auf den Herd stellen und unter ständigem Rühren ca. 4 Minuten lang erhitzen, bis die Mischung glänzt und sich warm anfühlt (nicht zu heiss werden lassen - 54ºC sind ideal).

Eier einzeln in die Zucker-Butter-Masse rühren

Topf vom Herd nehmen, Pekannüsse hineinrühren. Dann die Füllung in die warme Piekruste giessen - sie wird beinahe bis zum Rand gefüllt sein. Pieform wieder in den Ofen stellen.

Pie backen, bis sich die Oberfläche in der Mitte auf sanften Druck zwar fest, aber noch elastisch, wie Gelatine, anfühlt, etwa 45 - 60 Minuten.

Bourbon Pecan Praline Pie auf einem Kuchengitter völlig auskühlen lassen - mindestens 4 Stunden. Sie lässt sich mehrere Tage bei Zimmertemperatur aufbewahren.

Wir essen sie besonders gern mit etwas Vanilleeis oder Schlagsahne.

So wird auch der ungemütlichste Wintertag gemütlich - Pecans und Bourbon!



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