Mittwoch, 26. Februar 2014

LIEBSTER BLOG AWARD - EINE SPASS-AKTION

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Draussen sieht der grämliche Himmel schon nach dem angekündigten Schnee aus, da hat mir Harald Mahr (von cahama - Besser: Selbstgemacht!!) mit einer überraschenden Facebook-Message den bisher grauen Tag versüsst.

Er hat meinen Blog mit dem "Liebster Award - discover new blogs" ausgezeichnet. Auch wenn das Ganze eine Spass-Aktion ist -  es gibt nämlich keine Jury, und der Preis ist auch nur ehrenhalber .

Du wirst genannt, weil ein anderer Blogger deinen Blog gut findet, und ihm etwas mehr Beachtung verschaffen will. Du musst dich dann deinerseits an die Spielregeln halten, und andere, noch nicht so bekannte Blogs nominieren, die dir gefallen.




Ich habe ein bisschen nachgeforscht, weil mich die Art der Weiterverbreitung etwas stutzig machte. Ich wollte nicht gern in eine Kettenbrief-Aktion verwickelt werden, und daher die Sache mal zurückverfolgt, und auch bei Google nachgesehen.

Der "Liebster Blog Award" macht offenbar seit 2010 die Runde. Die früheste Nennung findet sich bei Bird of Paradise, die Ursprünge scheinen sich aber im Dunkel der Geschichte zu verlieren.

Dabei haben die Regeln bei der Blog-zu-Blog-Weitergabe eine Art Evolution erfahren, von Jasmins (Birdy of Paradise) Vorgabe:

"Das Ziel, dieser Aktion ist, dass wir unbekannte, gute Blogs ans Licht bringen, deswegen würde ich euch bitten keine Blogs zu posten, die ohnehin schon 3000 Leser haben, sondern talentierte Anfänger & Leute, die zwar schon ne Weile bloggen, aber immer noch nicht so bekannt sind." 

wurde zunächst: "nenne Blogs, die weniger als 3000 Followers haben", was dann vernünftigerweise auf "weniger als 200 Followers" heruntergeschraubt wurde.

Während hier der gesunde Menschenverstand über allzu wortwörtliche Interpretation siegte, nahm die Vorgabe: "Überleg dir 3-5 Lieblingsblogs, die du ebenfalls in deinen Post verlinkst..." genau die umgekehrte Entwicklung - aus realistischen 3-5 wurden inflationäre 11 Lieblingsblogs!

Diese merkwürdige Aufblähung liess denn auch bereits mehrere Blogger rätseln, ob es sich nicht doch um eine Kettenbrief-Schwindel handele.

In den Ur-Posts war auch noch nicht von zu beantwortenden Fragen die Rede. Es ging tatsächlich nur darum, anderen Bloggerinnen ein Lob auszusprechen, und sie anderen vorzustellen.

Irgendwann kam jemand auf die Idee mit dem Mini-Interview - 11 Fragen, aus denen sich der Nominierte eine herauspicken und sie den Lesern beantworten soll.

Auch hier trat eine evolutionäre Entwicklung ein, mittlerweile gilt es nämlich, alle Fragen zu beantworten.

Die Liebster-Blog-Aktion hat sich munter weiter verbreitet, auch global, und die beteiligten Blogs behandeln Bücher, Lifestyle, Mode, Foodie - alles ist vertreten!

Ich finde die ursprüngliche Idee nett. Weder geht es um Geld, noch entsteht irgendjemandem ein Nachteil. Es ist wirklich nur, wie Bloggerin Sopphey (Sopphey Says) sagt:

"It's just a recognition from one blogger to another for how awesome they are. Kind of like a really big Internet hug!" (Es ist einfach nur die Anerkennung von Bloggern untereinander, wie toll sie sind. So etwas wie eine richtig grosse Internet-Umarmung.)

Ich habe mich jedenfalls über Haralds Lob gefreut, und die Beantwortung der Fragen als lustig und interessant empfunden. Daher mache ich weiter mit, werde aber, wie die Urmütter der Aktion, meine Nominierungen auf 3-5 Blogs beschränken (ihr findet sie am Ende des Posts).


Hier sind die Fragen, die ich euch beantworten soll:

1. Wie kamst Du dazu, zu bloggen?
Dazu hat mich meine Tochter Valerie animiert. Sie meinte: "Mama, du redest soviel übers Backen, deine Brote, und Rezepte - du solltest wirklich einen Blog schreiben."


Meine Tochter hat mich zum Bloggen animiert

2. Was macht aus deiner Sicht einen normalen Tag zu einem schönen Tag?
Wenn ich etwas erlebt habe, was mich glücklich macht: ein interessantes Gespräch mit meinem Mann oder meinen Kindern, ein Brot, das mir gut gelungen ist, die ersten Krokusse nach einem langen Mainer Winter, und der zauberhafte Blick über die Frenchman's Bay.

Morgendunst über der Frenchman's Bay

3. Welche berühmte Persönlichkeit würdest Du gerne einmal treffen?
Den Dalai Lama. Nach allem, was ich von ihm weiss, ist er eine der wenigen Führungspersönlichkeiten, die für mich eine echte moralische und spirituelle Autorität verkörpern.

4. Welche Lebensmittel magst Du besonders?
Haha, Brot natürlich. Am liebsten selbstgebackenes. Aber nicht umsonst lautet mein Motto: "Das Leben ist ungewiss - iss das Dessert zuerst!"


Mein liebstes Lebensmittel ist Brot

5. Und welche magst Du gar nicht?
Grüne Paprika: ich hasste gefüllte Paprika als Kind so sehr, dass ich stundenlang in meinem Teller herumstocherte, und sie dann, als alle hinausgegangen waren, und keiner hinguckte, im Blumenkasten vergrub. Ich bin auch kein grosser Freund von Grünkohl. 

6. Wo würdest du gerne mal Urlaub machen?
Ich würde gern noch einmal mit meinem Mann der Nase nach durch England, Schottland und Wales fahren, wie in meiner Studentenzeit mit meiner besten Freundin. Das war einer der schönsten Urlaube, die ich erlebt habe.


Wassermühle aus dem 17. Jahrhundert (1971)

7. Wie viele Koch-/Backbücher hast Du?
So viele, dass meine Regale überquellen, und ich mir ein Gleiches-Recht-für-alle Backbücher Versprechen gegeben habe, um wenigsten ein Rezept aus jedem Buch nachzubacken. Mein Versuch, mich einiger Kochbücher durch Verkauf in einem Spezialladen zu entledigen, endete damit, dass ich den Gutschein sofort in neue Kochbücher investierte.

Nur ein kleiner Teil meiner Kochbuchsammlung

8. Wie sieht es bei Dir in der Küche nach dem Kochen aus?
Ziemlich ordentlich, ich räume immer gleich weg, was ich nicht mehr brauche. Dabei spornt mich der Gedanke an meine Grossmutter an, eine tolle Köchin, die aber nach jedem Familienessen ein wahres Schlachtfeld in der Küche hinterliess, das wir Kinder dann beseitigen mussten.

Meine Omi - tolle Köchin mit "Schlachtfeld"

9. Kochst Du lieber selbst oder lässt Du dich lieber bekochen?
So gern ich auch selbst koche, noch lieber lasse ich mich bekochen. Im Gegensatz zu mir braucht mein Mann kein Rezept als Inspiration. Er stellt sich auch dann in die Küche, wenn wir beide hungrig und müde nach Hause kommen, und zaubert aus dem, was er in Kühlschrank und Regal findet, ein leckeres Essen. Ich esse aber auch gern in einem guten Restaurant.


Ich lasse mich gern von meinem Mann bekochen

10. Dein Lieblingsgericht?
Crabcakes. Mir ist völlig unerfindlich, warum die Deutschen nicht mehr mit Nordseekrabben anfangen, als sie in Rührei oder Krabbensalat zu verarbeiten. Dabei kann man, wie die Neuengländer, die leckersten Puffer damit machenIch sollte darüber mal einen Blogpost schreiben.

Mein Lieblingsgericht: Crabcakes

11. Dein Lieblingsort?
Ich habe das Glück, in einer der schönsten Gegenden in der Welt zu leben, in Maine, direkt am Acadia National Park. Mount Desert Island ist daher mein Lieblingsort (dicht gefolgt von meiner Heimatstadt Hamburg).

Mount Desert Island und der Acadia National Park - mein Lieblingsort

Meine "Liebster Award" Nominierungen:
Hanaâ's Kitchen: Hanaâ hat die unterhaltsame Avid Baker's Challenge ins Leben gerufen


BreadLab: Freerk macht wunderbare Videos von seinen Backexperimenten - sehr zu empfehlen!


Ninivepisces: Ninive untermalt ihre zweisprachigen Posts mit passenden Musikclips. Sie hat hier Fragen über Fragen/Questions upon Questions beantwortet.

It's Foodzeit!: Che(f) Foodzeit unterhielt seine Leser bisher von China aus, ist aber mittlerweile zurückgekehrt, und ich bin gespannt, was er uns nun auftischt: Liebster Blog Award - I won a prize!

(Chrissitally's Cupcake Factory: Christin's Blog mit kunterbuntem Futter für Naschkatzen wurde bereits nominiert und scheidet daher aus.)

Fragen:
  1. Wie bist du auf die Idee gekommen, zu bloggen?
  2. Was möchtest du mit deinen Posts erreichen?
  3. Welche Regeln beherzigst du beim Bloggen?
  4. Was sollte ein Blogger deiner Meinung nach nicht tun?
  5. Wie hast du das Kochen/Backen gelernt?
  6. Auf welche 3 Küchengeräte möchtest du auf keinen Fall verzichten?
  7. Welche 5 Zutaten verwendest du am liebsten?
  8. Was ist dein liebstes Dessert?
  9. Welches ist dein liebstes Urlaubsland?
  10. Welches Kochbuch würdest du mit in den Urlaub nehmen (wenn du dort kochen könntest)?
  11. Welche Entwicklung in der Foodie-Szene findest du überflüssig? 

Spielregeln (wenn du die Nominierung annimmst und mitmachen möchtest):
  • Beantworte die Fragen
  • Überleg dir 11 neue Fragen für die Leute, die du nominieren möchtest
  • Nominiere 3-5 Lieblingsblogs, die noch nicht so bekannt sind und weniger als 200 Followers haben
  • Informiere die benannten Blogger über den Award (Link zu deinem Blogpost, mit Erklärung und Liebster-Award-Logo)
  • Informiere denjenigen, der dich benannt hat, dass du den Award annimmst, und stell den Link zu deinem Blogpost dort als Kommentar ein.

OMI'S PFANNKUCHEN

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Amerikaner mögen ihre Pfannkuchen gern dick und fluffig. Es ist nicht nur Butter drin, sondern auch drauf, und zwar reichlich. Dazu wird der Pfannkuchen-Stapel dann ordentlich mit Sirup übergossen, und, um es ganz schlank zu machen, auch noch gebratener Bacon als Beilage dazu gereicht.

Ich kann diesen mächtigen Pancakes nicht viel abgewinnen, die nur mit reichlich Fettzugabe nicht teigig schmecken, und dazu der zuckersüsse Sirup (anstelle von säuerlichem Kompott) war für mich auch sehr gewöhnungsbedürftig.
Meine Omi war eine sehr gute Köchin

Da mein Mann und ich aber gern Pfannkuchen zum Brunch essen, haben wir eine gute Kompromisslösung gefunden.

Entweder backe ich sie nach dem pommerschen Rezept meiner Grossmutter, oder er rührt den Inhalt irgendwelcher Packungen zusammen, schmeisst ein Ei hinein, und verdünnt die Masse auf deutsche Pfannkuchenkonsistenz.

Dazu gibt es dann Maple Syrup, an dessen würzige Süsse ich mich inzwischen gewöhnt habe, und Cranberry-Kompott, das für einen herbsäuerlichen Kontrast sorgt.

Die Butter kommt zum Braten der Pfannkuchen in die Pfanne, und wird nicht hinterher daraufgestrichen, und den Bacon essen wir lieber in einem B(acon)L(ettuce)T(omato)-Sandwich mit Salatblatt und Tomatenscheiben.

Omi's Rezept kann man als Basis sowohl für süsse als auch für salzige Pfannkuchen nehmen. Ich habe es bisschen Vanille dazugegeben (für die süsse Variante) und einen Teil des weissen Mehls mit Vollkornweizen ausgetauscht.

Wir mögen auch gern Blaubeeren, Himbeeren, Apfel- oder Bananenstückchen darin, und geben oft auch ein paar gehackte Nüsse dazu.

Das Originalrezept enthält Quark, den ich hier in den USA nicht bekommen kann, daher nehme ich Buttermilch.

Amerikanische Milchprodukte unterscheiden sich etwas von den deutschen

OMI'S PFANNKUCHEN
(2 - 4 Personen, je nach Hunger)

100 g Weizenmehl
25 g Vollkornweizenmehl
1 Prise Backpulver*)
2 Eier, getrennt
125 g Buttermilch oder Quark
1 Prise Salz
1 TL Zucker
 1/4 TL Vanilleextrakt
Mineralwasser (mit Kohlensäure)

Beeren, Bananen- oder Apfelscheibchen (nach Belieben)
Mandelblätter oder gehackte Nüsse (nach Belieben)

Butter für die Pfanne

Zubereitung:
In einer grossen Schüssel Mehl, Backpulver, Eigelb, Buttermilch (oder Quark), Salz, Zucker und Vanille gut vermischen. Langsam Mineralwasser unterrühren, bis die Mischung in etwa so dünnflüssig wie Crèpe-Teig ist. Nach Belieben Fruchtstückchen oder Nüsse dazugeben.

Eiweisse in einer zweiten Schüssel schlagen, bis sie weiche Spitzen bilden. Unter den Pfannkuchenteig heben.

Steifgeschlagenes Eiweiss macht die Pfannkuchen locker

Eine schwere Pfanne (nicht Teflon) auf mittlerer Stufe erhitzen. 1 EL Butter darin schmelzen lassen, und mit einer Kelle den Teig für 1 grossen oder 3 kleine Pfannkuchen hineingiessen.

Wenn die Ränder anfangen, braun zu werden (nach 2-3 Minuten), Pfannkuchen umdrehen (dabei, falls nötig, mehr Butter in die Pfanne geben) und so lange weiterbacken, bis sie goldbraun sind. Auf einen vorgewärmten Teller geben, und warm halten.

Wiederholen, bis aller Teig aufgebraucht ist. Mit Ahornsirup und Kompott servieren.

Für salzige Pfannkuchen:
Einen Esslöffel geriebenen Parmesan anstelle des Zucker nehmen. Vanilleextrakt weglassen. Gewürfelten Schinken, geriebenen Käse, gehackte Kräuter oder andere würzige Zutaten in den Teig geben.


*) Meine Omi hat kein Backpulver benutzt - das geschlagene Eiweiss und die Kohlensäure des Mineralwassers reichen als Triebmittel im Prinzip aus. Sie hat den Teig (bevor sie das Eiweiss untergehoben hat) noch 30 Minuten ruhen lassen. 

Sonntag, 23. Februar 2014

FLEISCHSALAT AUFS BROT


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Jeder Supermarkt in Maine verkauft Hummersuppe, jeder deutsche Schlachter bietet Fleischsalat an. Angebot. Der Grund ist der gleiche: Resteverwertung!

In Deutschland ist Fleischsalat ein solcher Feld-, Wald- und Wiesen-Aufschnitt, dass wohl kaum jemand auf die Idee kommt, ihn selbst zu machen.

Verglichen mit den üppigen Aufschnitt-Theken in Hamburg, sind die "Deli Counters" in Maine sehr mager bestückt, und leckere Salate gibt es höchstens (zu Apothekenpreisen) bei "Whole Foods" oder der (gehobenen) Aldi-Tochter "Trader Joe's".

Weil mich aber doch hin- und wieder das Verlangen nach einem anderen Aufschnitt als Schinken, Salami oder Käse packt, habe ich mir ein Rezept für Fleischsalat ausgedacht. Schliesslich weiss ich, was drin ist, und kann alle Zutaten ohne weiteres bekommen.
 
Fleischsalat enthält entweder Schinken oder Fleischwurst, eingelegte Gurken (ich mag die süss-sauren lieber als die allzu salzigen) und Mayonnaise.
Für einen Hauch Schärfe rühre ich gern auch etwas Meerrettich-Sauce darunter.

Ich mag frische Kräuter in meinem Fleischsalat

Ich mag Fleischsalat mit frischer Petersilie, Schnittlauch oder Dill - er schmeckt aber auch ohne Kräuter gut.

Die Zugabe von Salz finde ich nicht nötig, durch den Schinken ist der Salat salzig genug.


FLEISCHSALAT (4 - 6 Portionen)

225 g gekochter Schinken (oder Fleischwurst)
100 g eingelegte Gurken, (etwa 2 grosse)
100 g Mayonnaise (gute Qualität)
1/2 -1 EL Meerrettich-Sauce (je nach Schärfe)
1 EL gehackte Petersilie, Schnittlauch oder Dill
schwarzer Pfeffer aus der Mühle

Fassgurken gehen auch gut - ich mag sie nur nicht übermässig salzig

Schinken und eingelegte Gurken in kleine Würfel schneiden. Zusammen mit Mayonnaise, Meerrettich-Sauce und Kräutern in eine Schüssel geben. Gut vermischen. Mit Pfeffer abschmecken.

 Zu einem guten Brot servieren, z. B. Aroma-BrotLeinsamenbrot oder Malzbrötchen.

Fleischsalat hält sich im Kühlschrank etwa eine Woche frisch. Bei uns überlebt er allerdings nicht so lange - mein Mann ist nämlich ein ausgesprochener Fleischsalat-Fan, und häuft sich wahrhaft amerikanische Portionen aufs Brot!

Fleischsalat passt prima zum Aroma-Brot

Samstag, 15. Februar 2014

COUNTRY BREAD NACH HAMELMAN - AUGEPEPPT DURCH CHIA-SAAT


 
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2012 hatte ich den Neujahrs-Vorsatz gefasst, jedem meiner Backbücher eine Chance zu geben, nach den Motto: "Schluss mit der Ungerechtigkeit!"

Ich wollte ein Brot aus jedem meiner vielen Backbücher nachbacken - nicht nur aus meinen paar Lieblingsbüchern.

Mit Malzbrot und Saatenbrot war der Anfang gemacht. Auch die Müslibrötchen gelangen beim zweiten Versuch.

Aber dann folgten ein paar Brote, die mich entweder erst nach etlichem Herumprobieren zufriedenstellten, oder geschmacklich nicht so überzeugten, und meine anfängliche Begeisterung erfuhr einen Dämpfer.

Einige Posts landeten bei den Hobbybäckern des Fresh Loaf, andere schafften es gerade noch auf meinen englischen Blog.

Das soll sich jetzt ändern, und ich habe meinen Vorsatz erneuert (bitte, jetzt kein vielsagendes Grinsen!). Meine Backbuchsammlung ist in der Zwischenzeit nicht gerade kleiner geworden - ganz im Gegenteil! - und die Liste abzuarbeitender Brote lang. Und los geht's!

Ob mich kindlicher Trotz abhielt, mit Sankt Jeffreys treuer Gemeinde im Chor zu beten, oder eine unbewusste Abneigung gegen dicke Wälzer - bisher habe ich noch nicht viel aus Hamelmans "Bread" nachgebacken.


Eins seiner Brote, das wunderbare Fünfkornbrot mit Roggensauerteig, hat zwar den Sprung in meine Ruhmeshalle auf Anhieb geschafft, und sein Roggenbrot mit Walnüssen hat mir als Testobjekt für den Vergleich: einstufige gegen dreistufige Sauerteigführung gedient. Aber das war's denn auch schon!

Beim nächsten "Faires-Backen-Projekt" wollte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Hamelmans "Bread" die verdiente Chance geben, und eine Verwendung für die Chia-Saat finden, die ich gerade zum Schnäppchenpreis erstanden hatte. Deshalb wählte ich ein einfaches weisses Brot zum Aufpeppen mit der Omega-3-reichen Saat aus: Country Bread.

Die Zubereitung war nicht besonders schwierig. Ich stellte den reifen Vorteig über Nacht in den Kühlschrank, und erhöhte die Wassermenge im Teig etwas, wegen der zusätzlichen Chia-Saat. Weil man die kleinen, schwarzen Samen, laut Aufdruck, "direkt aus der Packung" essen kann, weichte ich sie nicht vorher ein.

Der Teig war, wie beabsichtigt, etwas klebrig (ich faltete ihn einmal mehr), und brauchte in meiner kühleren Küche auch länger zum Aufgehen.

Das Ergebnis war ein hübscher Laib, mit lieblichen, leicht nussigem Geschmack - genau das Richtige für Leute, die nicht solch eingefleischte Sauerteig-Fans (wie wir) sind, und gern ein milderes Brot ohne wahrnehmbare Säuerlichkeit essen.

Chia-Saat wurde schon von den Azteken geschätzt

COUNTRY BREAD MIT CHIA-SAAT  (nach  Jeffrey Hamelman's "Bread")

Pâte Fermentée
227 g Weizenmehl Typ 550
136 gWasser
4 g/3/4 TL Salz
1 Prise Trockenhefe (oder 1 Krümel Frischhefe)

Hauptteig
367 g Pâte Fermentée (in 12 kleine Stücke geschnitten)
227 g Weizenmehl Typ 550
185 g Wasser
45 g Chia-Saat
5 g Salz
0.9 g/1/4 TL Trockenhefe (oder 2.7 g Frischhefe)

1. TAG
Alle Zutaten für die Pâte Fermentée mischen, bis sie gleichmässig verteilt sind.

Bei Zimmertemperatur (21ºC) 12-16 Stunden, oder so lange reifen lassen, bis die Pâte Fermentée angeschwollen ist, und gerade anfängt, in der Mitte wieder einzusinken. (Ich habe sie dann über Nacht in den Kühlschrank gestellt - 2 Stunden vor Gebrauch zum Anwärmen herausnehmen!).

2.TAG
Pâte Fermentée in 12 kleine Stücke schneiden. Teigzutaten auf niedriger Stufe mixen, bis alles Mehl durchfeuchtet ist, und die Zutaten sich verbunden haben (etwa 3 Minuten), dabei, falls nötig, etwas mehr Wasser dazugeben. Der Teig soll leicht klebrig sein.

Auf mittlerer Stufe 3 weitere Minuten kneten. Der Teig soll geschmeidig sein, und immer noch leicht kleben (erwünschte Teigtemperatur 24ºC).

Den Teig auf eine leicht eingeölte (oder nasse) Arbeitsfläche geben. Mit eingeölten (oder nassen) Händen zu einem Rechteck auseinanderziehen. Von oben und unten wie einen Geschäftsbrief in Drittel falten, diese Prozedur von rechts und links wiederholen. Zu einer Kugel zusammennehmen und, mit der Naht nach unten, in eine leicht eingefettete Schüssel legen.

Zugedeckt 2 1/2 Stunden reifen lassen, dabei noch zweimal im Abstand von 50 Minuten falten (in meiner kühleren Küche hat das Aufgehen 50 Minuten länger gedauert). Der Teig soll sich um das ca. 1 1/2-fache vergrössert haben.

Den Teig zu einem Rund vorformen. Mit der Naht nach oben auf eine leicht bemehlte Arbeitsfläche legen und zugedeckt 10 - 20 Minuten ruhen lassen.

Teig zu einem runden oder länglichen Laib formen und, mit der Naht nach oben, in ein bemehltes Gärkörbchen legen. Mit Mehl bestäuben, zudecken, und 75 - 90 Minuten lang gehen lassen (oder länger, falls die Küche, wie bei mir, kühler als 24ºC ist).

Eine halbe Stunde vorm Backen den Ofen auf 230ºC vorheizen, mit Backstein und Dampfgefäss.

Mit Fingerprobe feststellen, ob das Brot backfertig ist: eine eingedrückte Delle soll sich nicht wieder ganz auffüllen, aber noch ein etwas elastisch sein. Das Brot auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen (oder direkt auf dem Backstein backen). Mit gewünschtem Muster einschneiden.

Brot in den Ofen schieben, dabei eine Tasse kochendes Wasser ins Dampfgefäss giessen. 15 Minuten backen, um 180 Grad drehen und das Dampfgefäss entfernen. Weitere 20 Minuten oder so lange backen, bis es goldbraun ist, beim Beklopfen der Unterseite hohl klingt, und die Innentemperatur mindestens 93ºC beträgt.

Auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

Ein attraktiv aussehendes Brot: mild, mit leicht nussigem Geschmack

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Dienstag, 11. Februar 2014

WIE LANGE KANN MAN HEFETEIG EINFRIEREN?

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Beim Durchstöbern meines Keller-Kühlschranks (ein von meiner Schwiegermutter ererbtes Teil, das ich hauptsächlich zum Retardieren meiner Brotteige benutze), entdeckte ich einen Beutel mit Mehrkorn-Pita-Teiglingen.

Ich hatte den Teig (mit Trockenhefe gemacht) nach der Stockgare zu Bällen vorgeformt, und die dann, einzeln in Plastikfolie gewickelt, in einen Gefrierbeutel gesteckt und eingefroren.

Das Einfrierdatum auf der Tüte war vor 9 Monaten!

Mein erster Gedanke war natürlich, die schneeverkrusteten (und verdächtig dunkel aussehenden) Päckchen in den Mülleimer zu werfen. Aber dann gewannen Neugierde und Forscherdrang die Oberhand, und ich beschloss, den Ötzi-Pitas doch eine Chance zu geben, und herauszufinden, ob nach all dieser Zeit nicht noch Leben in ihnen steckte.
 
Vollkorn-Pitas aus frischem Teig
Ich verfrachtete die Teiglinge also in eine warme Ecke meiner Küche, und warf hin und wieder einen Blick darauf, während ich meine üblichen Brote zum Verkauf backte.

Nach drei Stunden hatten sie sich kein bisschen verändert.

Wieder war ich sehr versucht, ihrem Elend ein Ende zu machen, aber entschied, noch ein bisschen länger zu warten.

Fünf Stunden waren vergangen - es schien, als ob sich die Teiglinge ein winziges Stück vergrössert hätten.

Sechs Stunden, sieben, acht - gaaanz allmähliches Wachstum. Nach 10 Stunden waren die Kugeln so gross, wie sie es normalerweise sind, wenn ich den Teig nach einer Nacht im Kühlschrank geformt, und dann 60 Minuten lang habe reifen lassen.

Ich fing an, sie auszurollen. Der Teig reagierte jetzt so elastisch wie frischer, aber die Oberfläche der Pitas war dunkler und sah etwas scheckig aus.

Gescheckte Ötzi-Pitas: geschmacklich einwandfrei
Im Ofen warfen die aufgetauten Pitas nicht, wie üblich, ein paar grosse Blasen, die sich, ineinanderfliessend, dann zu einem Ballon aufblasen.

Anstatt dessen bildeten sich viele kleinere Bläschen, die es nicht ganz schafften, sich zu einer einzigen grossen Gas-Tasche zu vereinen. 

Die Ötzi-Pitas sahen daher zwar nicht ganz so appetitlich aus wie frische, entwickelten sich aber ansonsten doch erstaunlich gut.

Und im Geschmack war dann wirklich kein Unterschied festzustellen!

Fazit: wenn man nicht aufgibt, und genügend Geduld zum Warten aufbringt, sind die überlebenden Hefezellen schliesslich doch noch in der Lage, ihre Arbeit zu leisten - wenn auch sehr laaaaaaangsam!

Fundort Tiefkühlfach

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