Anlässlich meines Blog-Events "Ein Brot für Götz von Berlichingen" hat Don Sadowsky, Autor des äusserst populären Gast-Posts "Echtes Brot? Wirklich?"in den Schützengräben von Verdun herumgebuddelt, und dieses (zwar nicht mittelalterliche, aber immerhin historische) Rezept der deutschen Wehrmacht aus dem Ersten Weltkrieg ausgegraben.
Auch wenn Dons angeborene Bescheidenheit ihn daran hindert, es zuzugeben - sein 1914 German Army Kriegsbrot kommt einem "Echten Brot" schon ziemlich nahe!
Hier sein Beitrag:
Karin, du hast dazu aufgerufen, ein Brot zu Ehren des Gottfried von Berlichingen, Götz mit der Eisernen Hand, zu kreieren. Deine Freunde haben sich der Herausforderung gestellt, und eine Vielzahl fantasievoller, hübscher und wohlgeformter Brote beigesteuert.
Unnötig zu sagen - mein Brot ist nichts dergleichen!
Götz war Soldat. Er verbrachte sein Leben auf dem Felde (wenn er nicht gerade eingekerkert war und Geld zusammenkratzen musste, um sein eigenes Lösegeld zu bezahlen).
Er verzehrte keine hellen und appetitlichen Brote, die von Meisterbäckern zubereitet wurden. Er ass grobes, einfaches Militärbrot, das von jemandem gebacken wurde, der sich noch vor zwei Tagen einen Pfeil aus dem Bein gezogen hatte.
Soldaten auf dem Feld brauchten Brot, das rasch hergestellt werden konnte, den harten Bedingungen des Feldzugs widerstand, und sich hielt, während die Männer draussen kämpften.
Geschmack? Hah! Die Söldner assen, was für Brot sie auch immer ergattern konnten. Und du kannst darauf wetten, dass sie Brot erhielten, das mit den billigsten, verfügbaren Zutaten hergestellt wurde, (aber keine Angst, dies wird nicht ganz so wie mein "echtes Brot").
Wie soll so ein Brot aber aussehen, wenn es derart drakonischen Anforderungen entsprechen muss? Also, Armeen haben seit Jahrtausenden mit ihren Mägen marschieren müssen, daher sollten sie wohl die Kunst perfektioniert haben (wenn "Kunst" das passende Wort dafür ist).
Deutsche Soldaten, mit Kriegsbrot gestärkt, bedienen die Kanone "Dicke Bertha |
Und da es Militärgeschichte-Enthusiasten in jedem hintersten Internet-Winkel gibt, war es für mich einfach, ein Jahrhundert zurückzugreifen, und ein Rezept für ein Brot aus der Ration der deutschen Wehrmacht (Kriegsbrot) von 1914 zu aufzustöbern (bei The Trenchline, hier leicht abgeändert). Ich kann nicht für Genauigkeit garantieren, aber wir wissen ja schliesslich, dass alles im Internet wahr ist.
Das Brot ist grob, geht schnell auf, enthält - als gutes deutsches Kommissbrot - eine ordentliche Portion Roggen, hat einen steifen Teig (59% Hydratation), und würde wohl nie einen Brotwettbewerb des 21. Jahrhunderts gewinnen, obwohl ein paar Konzessionen an den Geschmack gemacht wurden (die Soldaten des Deutschen Heeres müssen ihren Kakao wirklich geliebt haben).
Aber es gehört sich nicht, einfach ein vorhandenes Rezept zu kopieren, egal wie passend es ist, daher habe ich eine Änderung vorgenommen, um das Kriegsbrot in etwas zu verwandeln, das wahrlich dem Mann von der Eisernen Hand Ehre macht.
Leider sieht es mehr wie ein Tribut an Götz vom Eisernen Fuss aus - mich hat schliesslich noch niemand beschuldigt, ein Künstler zu sein.
Das Brot wurde so ungefähr der klotzigste Ziegelstein, den ich je fabriziert habe. Es war fest genug, um als nützliches Grabwerkzeug zu fungieren, oder einen Granatsplitter sicher abzufangen, wenn es, mit etwas Glück, in die richtige Position gebracht wurde.
Es zu essen, machte mich übellaunig genug, um in den Krieg zu ziehen (vielleicht war das ja die Absicht).
t) |
Die Schützengräben von Flandern - die Soldaten konnten ihr Kriegsbrot gut gebrauchen |
KRIEGSBROT DER DEUTSCHEN WEHRMACHT VON 1914
420 g Roggenmehl
369 g weisses Vollkornweizenmehl*)
43 g Kakao
13 g/1.5 EL Trockenhefe**)
7 g/1 EL Kümmel
34 g/2 TL Salz
110 g brauner Zucker
Pflanzenöl
28 g Butter
473 g Wasser
*) Ich hatte gerade welches da - weisser Vollkornweizen wäre von den Mannen des Kaisers sicher mit Verachtung gestraft worden.
**) Ich habe Trockenhefe genommen - bloss keine langsame Reifung!.
Kriegsbrotteig - hart wie Kruppstahl! |
Die Mehle, Kakao, Kümmel und Salz in einer grosser Schüsssel mischen.
Braunen Zucker und Butter mit Wasser in einem Topf unter Rühren erhitzen, bis alles geschmolzen ist. Etwas abkühlen lassen und die Hefe hinzufügen. (Ja, das geht garantiert schnell auf!)
Hefemischung mit Mehlmischung in der Schüssel vermischen, und genügend Pflanzenöl hinzugeben, um den Teigball einzufetten. So lange kneten, bis sich ein geschmeidiger Teig bildet.
Teig zugedeckt an einem warmen Ort ruhen lassen.
Ein Backblech einfetten und bemehlen (der Bequemlichkeit halber habe ich Backpapier benutzt)
Wenn der Teig 2 Stunden lang aufgegangen ist, ausstossen. Zu einem Ball formen und leicht flachdrücken, so dass er etwa 6 cm hoch ist. (Hier habe ich etwas modifiziert).
Teigling leicht mit Öl bestreichen. 1-2 Stunden lang reifen lassen.
Bei 200ºC 20-25 Minuten, oder so lange backen, bis das Brot gar ist.
Ein Brot, so nützlich wie ein Schweizer Offiziersmesser |
Hu, was für ein Exkurs am frühen Morgen! Wobei, die Mischung der Mehle und Würz-Zutaten hat schon Potential...
AntwortenLöschenDamit kannst du bestimmt eine "Dicke Bertha" bedienen :)
LöschenSoo schlecht sieht es nicht aus, die feste Konsistenz ist ja auch wichitg zum Satt werden...fast schon ein Kommissbrot oder nannte dieses Brot damals auch so...
AntwortenLöschenLieben Gruß
Dagmar
Damals wurde es offiziell tatsächlich "Kriegsbrot" genannt. Ich fand es erstaunlich, dass soviel Kakao darin enthalten ist, ich dachte immer, das sei eine amerikanische Erfindung, um Brot dunkel zu färben ohne es lange backen zu müssen.
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