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Portionsgrosse Handpies, die man einfach aus der Hand essen kann, sind eine wunderbare Erfindung.
Vor ein paar Jahren hatte ich ein Rezept für Blaubeer-Handpies ausprobiert, das mir deswegen besonders gefiel, weil es zwei wesentliche Nahrungsmittelgruppen enthielt: buttriges Gebäck und Früchte!
Während ich damals die Pies mit einer Mischung aus Blaubeeren, Rhabarber und Himbeeren gefüllt hatte, wollte ich diesmal die Sauerkirsch-Ernte zweier Jahre verarbeiten - für eine grössere Cherry Pie hätte die Menge noch nicht ausgereicht.
Unser kleiner Sauerkirschbaum fängt gerade erst an zu tragen |
Ein amerikanischer Pie-Teig ist immer eine kleine Herausforderung. Als Deutscher muss man seinen Drang nach einem glatten, gut durchgearbeiteten Teig unterdrücken, und sich auf eine alles andere als homogene Masse einlassen, die anfangs viel zu trocken erscheint, und nicht zusammenhalten will.
Wehe, wenn da voreilig zur Wasserflasche gegriffen, oder den Krümeln mit ordentlichem Kneten zu Leibe gerückt wird! Wasser und intensives Bearbeiten - Erzfeinde jeden Pieteigs - treiben ihm nämlich die lockere Blättrigkeit aus und lassen ihn garantiert zäh werden.
Mit dem Food-Processor geht das Mischen schnell und einfach |
Mit einem Food-Processor ist der Teig schnell gemischt, die Messer sorgen dafür, dass die Butter in die gewünschten erbsgrossen Klumpen zerkleinert wird. Wer diesen nützlichen Küchenhelfer nicht besitzt, sollte einen Teigmischer mit Klingen benutzen - oder einfach zwei Messer nehmen.
Als nächstes kommt die saure Sahne hinein - bitte nicht erschrecken, von einer gleichmässigen Durchfeuchtung des Teigs kann nämlich keine Rede sein. Es gibt aber einen Trick: gebt etwas Wodka dazu. Wie bei der Blueberry Pie, Erdbeer-Rhabarber-Pie oder Cherry Pie befeuchtet Alkohol zwar den Teig, fördert aber (im Gegensatz zu Wasser) nicht die Glutenbildung.
Keine Angst vor Krümeln! |
Trotzdem ist die Masse, wenn ihr sie auf der Arbeitsplatte ausleert, erstmal noch sehr krümelig. Hier kommt ein anderer Küchenhelfer ins Spiel - unter Plastikfolie könnt ihr den Teig zusammendrücken und ausrollen, ohne dass er überall kleben bleibt.
Und wenn der Teig beim Ausrollen erstmal brüchig erscheint oder Risse bekommt - keine Sorge, beim zweiten Durchgang wird es besser. Wenn er zu weich und klebrig wird (besonders im Sommer) - ein paar Minuten ins Tiefkühlfach legen, dann wird er wieder fester.
Eine Übernachtung im Kühlschrank ist eine gute Idee, bevor ihr euch ans Formen und Füllen der Pies macht. Wenn ihr das nicht schafft - eine Stunde Kühlschrankruhe müsst ihr eurem Teig mindestens gönnen, damit er sich gut verarbeiten lässt.
Fertig zur Übernachtung im Kühlschrank |
Obwohl ihr zum Ablassen des Dampf auch einfach nur gerade Schlitze in die obere Teigplatte schneiden könnt, sehen die Pies viel hübscher aus, wenn ihr die Öffnung mit einer kleinen Ausstechform herausschneidet. Die so entstandenen Kekse könnt ihr zusammen mit den Pies backen - als Bonus!
Nicht umsonst erhielten die kleinen Pies auf der King Arthur Website ihre 5-Sterne-Bewertung - ich werde sie bestimmt noch öfters backen. Und mit Sauerkirschen gefüllt, sind sie ganz besonders lecker!
Hier sind meine ersten "Himblaubarber" Handpies! |
SAUERKIRSCH-HANDPIES ( adaptiert von King Arthur Flour)
(8 Stück)
Teig
215 g Weizenmehl Typ 550
26 g Einkornmehl (oder anderes Vollkornmehl, oder alles Typ 550)
½ TL Salz
½ TL Backpulver
227 g kalte Butter, in Stücken
113 g saure Sahne
1-2 EL Wodka
Füllung
227 g Sauerkirschen, entsteint (oder andere Beeren - auch gemischt)
50 g Zucker
2 gestr. TL Maisstärke
2 TL Zitronensaft
1 leicht geschlagenes Ei, zum Bestreichen
Rohzucker, zum Bestreuen
So grob krümelig soll der Teig mit den Butterstückchen aussehen |
Food Processor: Mehl, Salz und Backpulver in den Food Processor geben und durch kurzes Pulsieren vermischen. Butterstücke dazugeben und so lange pulsieren, bis die Mischung grob krümelig ist (die meisten Butterstückchen sollen noch Erbsengrösse haben). In eine mittelgrosse Schüssel umfüllen.
Teigmischer oder Messer: Mehl, Salz und Backpulver in einer mittelgrossen Schüssel mischen, Butterstücke dazugeben und mit dem Teigmischer oder zwei Messern hineinschneiden.
Die saure Sahne scheint den Teig kaum anzufeuchten (aber sie tut's!) |
Saure Sahne und Wodka mit einem Plastikspatel hineinrühren und -drücken (Teig wird noch nicht zusammenhalten!) Auf eine bemehlte Arbeitsfläche geben, ein Stück Plastikfolie darüberlegen und Teig mit Schieben und Drücken gerade eben zusammenbringen - auf keinen Fall zu lange bearbeiten, sonst wird er zäh!
Plastikfolie hilft beim Ausrollen und Zusammenhalten des Teigs |
Teig zu einem groben Block zusammenschieben, und zu einem 20 x 25 cm Rechteck ausrollen. (Auch wenn er jetzt noch brüchig ist und Risse hat - macht nichts!)
Erstes Mal Falten - man kann die Butterstückchen im Teig sehen |
Teig leicht mit Mehl bestäuben, und von einer kurzen Seite her (wie einen Geschäftsbrief) in Drittel falten. (Wenn der Teig warm wird und zu sehr klebt, für 15 Minuten ins Tiefkühlfach legen.)
Teigseiten gerade schneiden, aund die abgetrennten Stücke obendrauf legen |
Zum zweiten Mal ausgerollt - mit Plastikfolie darüber geht es einfacher |
Nach zwei Durchgängen hat man schon ein säuberliches Teigpaket |
Teigpaket in Plastikfolie wickeln und für mindestens 1 Stunde (oder über Nacht) in den Kühlschrank legen.
Die Beerenfüllung wird gekocht (hier Blaubeeren, Rhabarber, Himbeeren) |
Zutaten für die Füllung in einem Topf bei mittlerer Hitze ca. 5 Minuten lang kochen, bis sie anfängt einzudicken (Nach Geschmack mehr Zucker oder Zitronensaft dazugeben.) Auf Zimmertemperatur abkühlen lassen.
Ofen auf 220°C vorheizen. Backblech mit Backpapier auslegen.
Ausgerollten Teig in 8 Vierecke schneiden |
Teig zu einem 36 x 36 cm grossen Quadrat ausrollen. Kanten gerade schneiden.
In sechzehn 8-cm grosse Vierecke schneiden
Die Füllung scheint beinahe zu viel zu sein, aber sie quillt nicht heraus |
Füllung auf 8 der Vierecke verteilen (ca. 1 gehäufter Esslöffel pro Stück). Ränder mit Ei bestreichen.
Mit einer kleinen Ausstechform eine Öffnung in die übrigen 8 Vierecke schenken (ein Schlitz tut es notfalls auch, sieht aber nicht so dekorativ aus). Ausgestochene Teigstücke als Plätzchen mitbacken.
Handpies (und Sternkekse) vor dem Backen |
Jedes gefüllte Viereck mit einem ungefüllten belegen. Ränder mit einer Gabel zusammendrücken. Pies aufs vorbereitete Backblech legen. (Plätzchen ebenfalls).
Oberfläche der Pies (und der Plätzchen) mit restlichem Ei bestreichen, und mit Rohzucker bestreuen.
Pies 18 - 20 Minuten lang in der Ofenmitte backen. (Falls sie ungleichmässig bräunen, nach 10 Minuten um 180 Grad drehen). Vorm Servieren 20 Minuten lang abkühlen lassen.
Aufbewahren:
Die Pies halten sich 2 Tage bei Zimmertemperatur. Vorm Servieren kurz aufbacken.
Einfrieren:
Ungebackene Pies auf dem Backblech ins Tiefkühlfach stellen. Wenn sie gefroren sind, in einen Gefrierbeutel legen. Sie können unaufgetaut gebacken werden (Die Backzeit ist dann ein bisschen länger).
Handpies (hier mit Sauerkirschen) schmecken so gut wie sie aussehen! |
Eine wunderbare Anleitung. Die Teigwaren sehen zum Anbeißen aus
AntwortenLöschenDanke, Ulrike! Dein Frozen Yogurt Ice Cream würde übrigens prima dazupassen!
LöschenHallo liebe Karin! Da mein Laptop wieder lebt, bin ich wieder da.
AntwortenLöschenIch muss mal dumm fragen, an den Teig kommt kein Zucker?
Deine Erklärungen sind einfach immer super!! So verstehen es auch solche wie ich ;-)
Die handpies ähneln ja unseren Kopenhagenern. Lecker!
Wir haben momentan eine Hitzewelle. Stell dir vor: bei uns 30° im September, aber im Sommer waren wir froh,wenn wir im Sommerhaus nicht heizen mussten.
Am Sonntag war ich eingeladen. Ich hatte mir eine leckere Torte ausgesucht: durch die Sahne war Mohn und oben drauf eine Schicht Blaubeeren. Hmmmmm
Wer das was für dich?
Liebe Grüße aus Ostholstein von Meggie!
Hallo, Meggie, im Teig ist tatsächlich kein Zucker. Die Süsse kommt nur von der Füllung. Viele amerikanische Pie-Teige sind nur leicht gesalzen und nicht gesüsst.
LöschenWir hatten hier erfreulicherweise einen sehr warmen, Sommer, allerdings so wenig Regen, dass ich täglich draussen giessen musste.
Eine Mohn-Sahne-Blaubeertorte würde mir bestimmt schmecken! Wenn ich Ende Oktober wieder mal in HH bin, werde ich in meinem Lieblingscafe (eingerichtet wie Omas Wohnzimmer) wieder eine Schneewittchentorte essen, darauf freue ich mich schon :)